Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Willkommen im Wildbienengarten

Wildbienen im Garten beobachten und sogar schützen, geht das? Ja! Hängt man dazu einfach ein Bienenhotel auf? Nein!  Diese Seite hat das Ziel, die Ergebnisse der Forschung zu erklären und zu zeigen, was sie für den Garten bedeuten. Um das Gärtnern möglichst einfach zu machen, werden viele Wildbienenbeete zum Nachpflanzen präsentiert. Denn die richtigen Blumen zu pflanzen ist die beste Förderung für Wildbienen.

Als BUND-Wildbienenbotschafterin und Naturgartenplanerin ist es mir ein besonderes Anliegen, die Bedürfnisse der Wildbienen und nicht nur der Honigbienen ins Bewusstsein zu rücken. Im Internet gibt es viele Empfehlungen für Bienenblumen. Die meisten nützen nur den Honigbienen und ein paar besonders anpassungsfähigen Wildbienenarten.

Um über 100 Wildbienenarten im Garten zu fördern, muss Forschung in Gartenpraxis übersetzt werden. Diese Seite soll dabei helfen: Sie bietet Hilfswerkzeuge für die Gartenplanung, die Pflanzenwahl, die naturnahe Pflege und den Nisthilfenbau, basierend auf umfangreicher Erfahrung aus der Naturgarten-Praxis.

Neben den Wildbienen warten tausende weitere Tierarten darauf, von Ihnen entdeckt zu werden. Sie sind zu finden in der Rubrik "Käfer&Co". Für diese Tierarten gibt es auch jeweils Tipps zum Gärtnern. Ergänzt wird die Rubrik durch Informationen zur Bedrohung und zum Schutz der Biodiversität. Dort finden Sie auch den Biodiversitätsrechner.

Ich wünsche viel Vergnügen beim Stöbern und hoffe, Sie mit der Begeisterung für die summende Vielfalt vor der Terrassentür anzustecken.

Das 6. Massensterben

"Lasst's eure Kinder ihren Kindern sagen: Was die Raupen übrig lassen, das fressen die Heuschrecken, und was die Heuschrecken übriglassen, das fressen die Käfer, und was die Käfer übriglassen, das frisst das Geschmeiß." Joel, Kap. 1 3-4, oder die Stelle der Bibel, die am ausführlichsten die Welt der Insekten beschreibt.

Klimaschwankungen gab es in der Erdgeschichte häufig.

Den großflächigen Verlust der bekannten Lebensformen gab es in der Erdgeschichte erst fünfmal. Zuletzt war es das Sterben der Dinosaurier. Das Aussterben der Dinosaurier erstreckte sich über einen Zeitraum von 300.000-800.000 Jahren - der Tag des Kometeneinschlags war nur der Beginn dieses schleichenden Prozesses.

Heute liegt zum 6. Mal die Aussterberate 10-100fach über dem Durchschnitt der Jahrmillionen. In der Vor- und Frühgeschichte waren die Menschen bereits am Aussterben von Großsäugern beteiligt. Die Aussterberate steigt jedoch massiv an, seit die industrielle Landwirtschaft begonnen hat, seit wir global mobil geworden sind, seit wir mehrere Milliarden Menschen sind und seitdem wir mehr Ressourcen konsumieren, als nachwachsen. Der Zeitraum lässt sich in Jahrzehnten messen. Es handelt sich um das Erdzeitalter "Anthropozän".

Das Bibelzitat steht stellvertretend für die Tradition, mit Furcht und Geringschätzung auf die Welt der Insekten zu blicken. In einer Zeit, in der Insekten wie nie zuvor vom Aussterben bedroht sind, führen wir weiter mit Bulldozern und Insektiziden Krieg gegen sie.

Das Ausmaß des Massensterbens, die Ursachen, die Risiken für die Menschheit, die Gegenmaßnahmen sind ausreichend erforscht, um handlungsfähig zu sein.

Das Ausmaß: Wesentlich höher als noch 2019 angenommen, beispielsweise sind 27% aller europäischen Pflanzenarten vom Aussterben bedroht laut einer aktuellen Studie von Axel Hochkirch/Uni Trier publiziert in PlosOne  8.11.2023. Das ist fast ein Drittel. Ein Drittel in Ländern mit jahrzehntelanger Naturschutz-Tradition.

Die Ursachen: Laut dem Global Assessment Report 2019, verabschiedet von 130 Ländern:

  1. Veränderte Land- und Seenutzung (kein Raum für wilde Pflanzen und Tiere mehr)
  2. Direkte Ausbeutung (Schleppnetze, illegale Rodung usw.)
  3. Klimakrise
  4. Verschmutzung der Umwelt  (Plastik in der Tiefsee usw.)
  5. Invasive Arten (Krebse in Flüssen, der Asiatische Marienkäfer im Garten usw.).

Die Risiken: Je näher der Mensch an den Lebensraum der Tiere heranrückt, umso mehr steigt beispielsweise die Wahrscheinlichkeit neuer Pandemien durch Viren von Tieren.

Die Gegenmaßnahmen: Die Rechte indigener Völker stärken, kleine bäuerliche Betriebe erhalten, Insektizide weltweit verbieten, den Klimawandel stoppen, Umweltkosten einpreisen, und vieles Weitere. Nicht realisierbar? Vor allem nicht durch Sie? Hand aufs Herz - waren Sie heute schon fossil unterwegs oder haben Sie ein Massenerzeugnis genutzt? Und kennen Sie den Namen des nächstgelegenen Nebenerwerbsbauern oder den von drei indigenen Völkern?

Zumeist verhalten wir uns als Einzelpersonen, als Familienmitglieder, als Freizeitgestaltende und als Mitwirkende in Unternehmen, politischen Systemen und der Gesellschaft so, als stünde unser persönliches Wohlergehen im Mittelpunkt des Weltgeschehens. Wir verhalten uns entsprechend dem Anthropozentrischen Weltbild. Beispielsweise ist die Unterteilung der Insekten in Nützlinge und Schädlinge ein Ausdruck dieses Weltbilds - das Bibelzitat lässt grüßen.

Vor mehreren hundert Jahren haben wir gelernt zu akzeptieren, dass sich das Universum nicht um die Erde dreht. Wir bewohnen einen Planeten unter vielen. Heute steht uns bevor zu akzeptieren, dass sich die Erde nicht um uns Menschen dreht. Wir sind eine - wunderbare - Spezies unter vielen.

Steht es uns zu, über das Existenzrecht der anderen Spezies zu entscheiden?

Und doch entscheiden wir uns täglich. Das Thema Biodiversität ist so umfassend, dass es kaum eine Entscheidung gibt, die nicht in irgendeiner Form sich auf die anderen Lebensformen des Planten auswirkt. Was habe ich heute genutzt oder konsumiert, dem ein Stück Regenwald und die nur dort lebenden Organismen zu Opfer fielen? Welcher Verbauung vor meiner Haustür habe ich heute tatenlos zugesehen? Welche meiner Vorstellungen vom persönlichen Glück und sinnvollen Leben gehen auf Kosten anderer Lebenwesen?

Nach dieser kurzen Einleitung möchte ich das Wort an Menschen übergeben, die sich dem aktuellen Massensterben hauptberuflich widmen und anhand zahlreicher Studien überzeugend beschreiben können.

Lektüre zum 6. Massensterben

Bücher:

  • Das Ende der Evolution von Matthias Glaubrecht 2019 im Bertelsmannverlag. Eine endlose Fülle erschütternder Studien auf über 1.000 Seiten ausgebreitet.
  • Das Große Insektensterben von Andreas Segerer und Eva Rosenkranz 2017 im oekom Verlag. Anschaulich geschriebene 200 Seiten von einem der führenden Insektenkundler Deutschlands.
  • Das 6. Sterben von Elizabeth Kolbert 2015 im Suhrkamp Verlag, Gewinner des Pulitzerpreises 2015. Ein Rundgang durch die Erdgeschichte und eine Reise um die Welt zu den Schauplätzen des Artensterbens.
  • Überleben von Dirk Steffens und Fritz Habekuss 2021 im Penguin Verlag. Das Buch, das in der verständlichsten Sprache umfassend aufklärt.
  • Stumme Erde von Dave Goulson 1. deutsche Auflage 2022 im Hanser Verlag. Brilliant wie immer. Hinterher wundert man sich nicht mehr, warum die Krefelder Studie 75% Rückgang der Insektenbiomasse verzeichnet, sondern warum die anderen 25% überleben konnten.
  • Insektensterben in Mitteleuropa von Fartmann, Jedicke, Streitberger und Stuhldreher 2021 im Ulmer Verlag. Detaillierte Infos und Anregungen für Entscheidungsträger und Fachleute.
  • Mensch, Erde! von Eckhard von Hirschhausen 2021 im dtv Verlag. Das Artensterben zusammen mit Klima und Gesundheit auf über 500 Seiten anschaulich erläutert.

Im Internet:

Es gibt in englischer Sprache ein Dokument für Entscheidungsträger, welches von Vertretern der Weltgemeinschaft ausgearbeitet wurde. Zugrunde liegen die Arbeiten von mehreren Hundert WissenschaftlerInnen unter Berücksichtigung von ca. 15.000 Studien. Es ist ein geschliffener Edelstein der politischen Sprache entstanden, und dennoch unmissverständlich in der Botschaft. Es handelt sich um die Zusammenfassung des Reports über Biodiversität 2019. Das Dokument gehört zum IPBES. Da hat das weltweite Gremium zum Schutz der Biodiversität seinen Hauptsitz in Deutschland - und wussten Sie es?

Und wenn Sie eigenständig in den Abgrund schauen wollen, dann gibt es noch diese Suchbegriffe für das Internet: "Defaunation" "Mass extinction" "Aussterbeschuld" "Artensterben" "Ozeanversauerung" "shifting baseline syndrom" und "Ökozid".