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Willkommen im Wildbienengarten

Wildbienen im Garten beobachten und sogar schützen, geht das? Ja! Hängt man dazu einfach ein Bienenhotel auf? Nein!  Diese Seite hat das Ziel, die Ergebnisse der Forschung zu erklären und zu zeigen, was sie für den Garten bedeuten. Um das Gärtnern möglichst einfach zu machen, werden viele Wildbienenbeete zum Nachpflanzen präsentiert. Denn die richtigen Blumen zu pflanzen ist die beste Förderung für Wildbienen.

Als BUND-Wildbienenbotschafterin und Naturgartenplanerin ist es mir ein besonderes Anliegen, die Bedürfnisse der Wildbienen und nicht nur der Honigbienen ins Bewusstsein zu rücken. Im Internet gibt es viele Empfehlungen für Bienenblumen. Die meisten nützen nur den Honigbienen und ein paar besonders anpassungsfähigen Wildbienenarten.

Um über 100 Wildbienenarten im Garten zu fördern, muss Forschung in Gartenpraxis übersetzt werden. Diese Seite soll dabei helfen: Sie bietet Hilfswerkzeuge für die Gartenplanung, die Pflanzenwahl, die naturnahe Pflege und den Nisthilfenbau, basierend auf umfangreicher Erfahrung aus der Naturgarten-Praxis.

Neben den Wildbienen warten tausende weitere Tierarten darauf, von Ihnen entdeckt zu werden. Sie sind zu finden in der Rubrik "Käfer&Co". Für diese Tierarten gibt es auch jeweils Tipps zum Gärtnern. Ergänzt wird die Rubrik durch Informationen zur Bedrohung und zum Schutz der Biodiversität. Dort finden Sie auch den Biodiversitätsrechner.

Ich wünsche viel Vergnügen beim Stöbern und hoffe, Sie mit der Begeisterung für die summende Vielfalt vor der Terrassentür anzustecken.

Ein Garten für Käfer

Die Käfer galten lang als die größte Insektenordnung der Erde. Legendär ist der Spruch "Als Gott die Welt erschuf, muss er eine außergewöhnliche Zuneigung zu Käfern gehabt haben." Über 380.000 Arten sind weltweit beschrieben, das sind ca. 40% aller beschriebenen Insekten und über 25% aller beschriebenen Tierarten überhaupt. Die meisten Käferarten sind laut Hochrechnungen jedoch noch unentdeckt.

In Mitteleuropa kommen ungefähr 7.000 Käferarten vor. Sie haben sich erfolgreich an die unterschiedlichsten Lebensräume und Nahrungsressourcen angepasst. Nicht nur ihr Aussehen, auch ihre Lebensweise ist unglaublich vielfältig.

Genau wie Schmetterlinge durchlaufen Käfer den vollständigen Zyklus: Ei - Larve - Puppe - Imago. Die Larven sind meist Nahrungsspezialisten. Für fast jede heimische Pflanze gibt es mehrere Käferarten, die von ihr abhängig sind.

Die Anpassung zahlloser Käferarten an bestimmte Biotope macht sie anfällig für Umweltzerstörung. Das Rote Liste Zentrum führt 11 Rote Listen für Käfer auf. Demnach gelten beispielsweise nur 43% der Laufkäfer in Deutschland als ungefährdet.

Angesichts dieser Bedrohung - durch Lebensraumzerstörung und Gift - wird hier auf eine Einteilung in Nützling und Schädling verzichtet.

Für den Naturgarten sind Käfer perfekt. Jede Pflanze von Alant bis Ziest und jede Struktur von Aas bis Zaun lässt sich mit einem Käfer begründen.

Auf dieser Seite finden Sie: Faszination Käfer und ...wussten Sie schon? - Käferarten im Garten - Pflanzen, Strukturen und Pflege für Käfer im Garten - weiterführende Literatur.

Faszination Käfer

Wussten Sie schon, dass...?

  • es schon lange vor den Dinosauriern Käfer auf der Erde gab, seit fast 300 Millionen Jahren?
  • auf einem einzigen Urwaldbaum sich mehrere unentdeckte Käferarten verbergen können?
  • die Lichterzeugung des Glühwürmchens effizienter ist als jede menschengemachte Lampe?
  • Käfer z.B. durch das Aneinanderreiben von Körperteilen Geräusche erzeugen können?
  • die Käfer meist wesentlich mehr Lebenszeit als Larve denn als fertiger Käfer verbringen?
  • Käfer zu den wichtigsten Bestäubern von Nutzpflanzen gehören?
  • Käfer in Symbiose mit Bakterien leben, um Holz zersetzen zu können?
  • es im vergangenen Jahrhundert in Deutschland noch eine Reihe von Maikäfer-Gerichten gab, von Suppe bis kandiert?
  • zahlreiche Käfer nachtaktiv sind?
  • Es Revierkämpfe und Brutfürsorge im Reich der Käfer gibt?

Käferarten im Garten

Marienkäfer im Garten

Laufkäfer im Garten

Rüsselkäfer im Garten

Blattkäfer im Garten

Bockkäfer im Garten

Buntkäfer im Garten

Weichkäfer im Garten

Blatthornkäfer im Garten

Schwimmkäfer und Wasserkäfer im Garten

Kurzflügler im Garten

Schnellkäfer und Prachtkäfer im Garten

Scheinbockkäfer und Zipfelkäfer im Garten

Winzlinge auf Pflanzen - Wollkrautblütenkäfer und Co

Glühwürmchen weitere Besonderheiten im Garten

Pflanzen für Käfer

Heimische Pflanzen nützen Käfern, denn daran haben sie sich genetisch angepasst. Die Anpassung geht so weit, dass viele Käferarten als Larve nur von wenigen eng verwandten Pflanzenarten fressen können. Daher sollte man als Gartenbesitzende unterscheiden zwischen: Pflanzen für Larven und Pflanzen als Beobachtungsstationen für Käfer.

Die Beobachtungsstationen sind einfach. Käfer fressen gerne Pollen, der leicht erreichbar ist. Dafür bieten sich an: alle Doldenblütler, alle Korbblütler nach Art der Margerite und des Löwenzahns sowie Rosen.

Pflanzen für Käferlarven sind äußerst komplex. Ein Drittel der Käfer Mitteleuropas lebt phytophag, also pflanzenfressend. Mindestens 2.000 dieser Arten sind als Larve auf 1-3 Pflanzengattungen spezialisiert, beispielsweise Lauch + Liliengewächse. Wer es genau wissen mag, kann in der Buchempfehlung am Seitenende nachlesen. Für alle andern stellt sich die Frage: Mag ich Blattkäfer und Rüsselkäfer? Oder faszinieren mich eigentlich nur Bockkäfer und Marienkäfer? Wer Blattkäfer und Rüsselkäfer beobachten möchte - schöne und lustige, aber auch winzig kleine und versteckte Käfer - braucht eine sehr große Vielfalt heimischer Pflanzen. Alle Pflanzen dieser Homepage sind geeignet.

Diese Pflanzen sind bei besonders vielen Käferlarven beliebt:

  • Eiche, Haselnuss, Rose, Weißdorn und Weide (Toptipp von Werner David: Kopfweiden pflanzen)
  • Klee- und Wickenarten (siehe Pflanzenplaner Schmetterlingsblütler)
  • Doldenblütler, Korbblütler und Kreuzblütler (ebenfalls siehe Pflanzenplaner)
  • Blutweiderich, Wolfsmilch, Johanniskraut, Sonnenröschen, Resede
  • Eibisch, Leinkraut, Wiesensalbei, Minze
  • Ampfer und Gräser.

Praktisch: Die Käferlarven sind nicht allein mit ihren Lieblingspflanzen. Sehr oft gibt es Übereinstimmungen mit den Wildbienen. Und eigentlich immer gibt es Übereinstimmungen mit Schmetterlingsraupen, die ebenfalls sehr häufig nur an 1-3 Pflanzengattungen herumknabbern können.

Strukturelemente für Käfer

Sehr viele Käferarten leben als Larve von organischem Material, das sich zersetzt. Das kann Aas sein. Oder Kompost. Meistens ist es aber Totholz. Also das gleiche Material, aus dem Wildbienen-Nisthilfen hergestellt werden. Das ist absolut logisch, da die Wildbienen in der Natur Käferfraßgänge besiedeln. In Mitteleuropa leben ca. 1.400 Käferarten von Totholz. Doch Totholz ist nicht gleich Totholz. Es gibt:

  • abgestorbene Zweige an lebenden Bäumen
  • alte Bäume mit Höhlen
  • weißfaules Holz
  • frisch abgestorbene Bäume
  • lebende geschwächte Bäume
  • Wurzel, Stamm und Krone
  • Borke, Bast und Splintholz
  • Ausflüsse aus Baumwunden
  • verbranntes Holz
  • Reisig und heruntergefallene Zweige
  • dauerfeuchtes und sonnig-trockenes Holz
  • weiches (Linde) und hartes (Obstbaum) Holz
  • morsches liegendes Holz
  • Holzmulm
  • Holz, das schon in der Erde versinkt
  • Holz mit Pilzbefall
  • und naturnahe Holzprodukte wie Sägemehl und Holzhackschnitzel.

Zu jeder der genannten Varianten gibt es mindestens eine Käferlarve. Unter dem Suchbegriff "Käferkeller" finden sich im Internet zahlreiche Beispiele, wie kleinere und größere Holzteile leicht in die Erde eingelassen werden, wo sie sich gleichmäßig feucht zersetzen und dadurch ein gutes Klima für bestenfalls sogar Hirschkäferlarven bieten. Weitere Totholzstrukturen sind:

  • Stumpery
  • Benjeshecke
  • stehende abgestorbene Bäume
  • Hackschnitzelweg
  • Reisighaufen
  • Hügelbeet mit Holzschnitt
  • Totholzhaufen
  • Staketenzaun
  • Eidechsenburg
  • Baumstamm-Mikado
  • Totholzpyramide
  • Holzstapel als Raumteiler
  • Stämme als Beeteinfassung oder Sitzgelegenheit.
  • Rindenmulch wurde hingegen noch nicht als Käferlebensraum beschrieben.

Jenseits des Totholzes werden die Naturgartenelemente Beet, Wiese, Trockenmauer, Teich und sandiger Magerstandort als Jagdrevier genutzt.

Tierische Nahrung für Käfer

Weit über Tausend Käferarten leben als Larve oder Imago räuberisch von anderen Tieren. Marienkäfer sind auf die Blattlausjagd spezialisiert. Die meisten anderen karnivoren Käfer sind vielseitiger unterwegs. Da Käferlarven noch nicht fliegen können, und Kurzflügler ebenfalls während der Jagd nicht fliegen, geht es um tierische Nahrung am Boden, im Wasser und auf Pflanzen. Dazu gehören: Würmer und Schnecken, Wanzen, Käfer, Spinnen, Raupen und viele weitere. Sie stellen sich mithilfe der Tipps dieser Homepage oder auch sonst im naturnahen Garten von selbst ein.

Die zweite Form der tierischen Nahrung für Käfer heißt Wirtsart. Zum Beispiel sind Mauerbienen die Wirtsarten der Bienenkäfer. Diese Käfer profitieren von der Förderung ihrer Wirtsarten.

Die dritte und vierte Form tierischer Nahrung für Käfer sind Aas und Tierkot. In unserer modernen Landschaft sind beide Materialien Mangelware. Vor allem darf das Tier, welches den Kot ausscheidet, nicht gegen Insekten behandelt worden sein, da das Substrat ansonsten vergiftet ist. Ohne Aas und Kot sind die Insektenbiomasse und die Insektenvielfalt eines Landes reduziert.

Wenn Sie mehr über Kuhfladen im Naturgarten erfahren möchten, empfehle ich das Natur&Garten Heft "Wiesen" und darin den Artikel von Alois Kapfer.

Gartenpflege für Käfer

Zahlreiche Käferarten entwickeln sich an und in Pflanzen, überwintern aber meist im Boden oder in Bodennähe. Daher sollte der Rückschnitt von Stängeln und Blüten nicht oder frühestens im Herbst kompostiert werden, siehe auch das Kapitel über Heuschrecken.

Hinzu kommt eine reduzierte Bearbeitung der Erdoberfläche.

  • Laub nur entfernen, wo es Pflanzen zu ersticken droht (Pflanzenmatsch"), oder wenn ein Magerstandort entwickelt werden soll
  • Moos, Steine, Stöckchen usw. wenn möglich am Boden belassen
  • Jäten mit dem Unkrautstecher, nur im Gemüsegarten flächig graben oder Hacken. Diese drei Maßnahmen haben die Ursache, dass sowohl Kurzflügler als auch die Larven zahlreicher Arten in der unordentlichen Bodenstreu jagen und überwintern.

Drittens müssen die Totholzstrukturen erhalten und ausgebaut werden.

Viertens sollte man die "Schädlingsbekämpfung" den Käfern überlassen, also die potenzielle Beute nicht selbst töten.

Strukturelemente für Käfer

Weiterführende Literatur bzw. Quellen

Es gibt mehrere Internetseiten, die sich mit der Bestimmung von Käfern beschäftigen oder Steckbriefe veröffentlichen. Dazu gehören:

  • eine schnelle Übersicht über zahlreiche Käferarten, teilweise sogar mit Larven, bietet die insektenbox.de
  • noch mehr Bilder mit fachkundiger Beschreibung finden sich auf arthropodafotos.de
  • von Arved Lompe gibt es einen Bestimmungsschlüssel im Internet auf coleonet.de
  • spannende Themen, hilfreiche Tools und Arteninfos gibt es auch auf kerbtier.de

Werner David hat sich nicht nur mit Wildbienen beschäftigt, es gibt auch das empfehlenswerte Buch "Lebensraum Totholz" von ihm. Der Totholz-Bereich auf naturgartenfreude.de macht einen Teil seiner Arbeit kostenfrei zugänglich.

Die Suchbegriffe "Käferkeller" und "Käferbeet" sorgen für die nötigen Bauanleitungen für Nisthilfen und Überwinterungsquartiere für Käfer.

Weitere Bücher: Über die Bildqualität im Kosmos Käferführer kann man streiten. Etwas weniger umfassend, aber mit guten Fotografien, ist der Fauna Käferführer I, der zahlreiche Arten der Gärten beschreibt.  Sehr besonders ist auch das Buch "Phytophage Käfer und ihre Wirtspflanzen in Mitteleuropa" von Joachim Böhme. Darin wird für über 800 Pflanzenarten und über 2.000 Käferarten aufgeschlüsselt, welcher Käfer von welcher Pflanze lebt, in einer über 100 Seiten langen deutsch-lateinischen Namensliste.